Respekt für Pornostars – Interview mit Ninja Thyberg

© Way Creative Films

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2013 hatte ich nicht nur die Ehre an einem Workshop für junge Kritiker_innen in Cannes teilzunehmen, sondern auch mehrere Regisseurinnen zu interviewen. Darunter war auch die Schwedin Ninja Thyberg, die mit ihrem Kurzfilm Pleasure den Canal+ Award in der Semaine de la Critique gewann. Mit ihrem Film blickt Ninja hinter die Kulissen eines Pornoshoots und zeigt eine Darstellerin, die sich mit dem Gedanken trägt, eine besonders anspruchsvolle Szene, „double anal“, zu drehen. Pleasure verliert niemals den Respekt vor seinen Protagonist_innen und nimmt die Situation der Hauptfigur überaus ernst. Marie (Jenny Hutton) ist kein Opfer einer unmenschlichen oder frauenfeindlichen Pornoindustrie, sondern eine selbstbewusste und selbstbestimmte Akteurin innerhalb ihres beruflichen Umfelds, die sich einer Herausforderung stellt. In freundlichen Farben gefilmt, ist Pleasure also keine Verurteilung der Pornoindustrie, sondern eine ernstgemeinte Auseinandersetzung, die sichtlich von Ninjas aufrichtigem Interesse für diese Welt genährt ist. Pleasure erzeugt kein Mitleid für die Heldin, sondern Respekt! 

In unserem kleinen Videointerview in einer Hotellobby – die Hintergrundgeräusche vermitteln hier durchaus ein authentisches Cannes-Flair – erzählte mir Ninja Thyberg etwas über ihre Motivation, eben jenen Film zu machen, von ihrer Vorbereitung, dem Interesse am Thema Pornografie und auch von ihren nächsten Filmplänen. Etwas später letztes Jahr traf ich sie dann zufällig auf dem Pornfilmfestival Berlin, wo ihr Film ebenfalls gezeigt wurde. Seitdem habe ich sie aus dem Blick verloren, hoffe aber inniglich, dass wir sehr bald einen neuen Film von ihr sehen werden!

Sophie Charlotte Rieger
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